Podo





Podokoniose wurde 2011 von der Weltgesundheitsorganisation WHO als vernachlässigte tropische Erkrankung (neglected tropical disease; NTD) anerkannt. Übersehen wurde die Krankheit bisher auch, da Besucher der Tropen niemals Podokoniose entwickeln werden, im Gegensatz beispielsweise zu Malaria.
Nachdem jahrhundertelang nicht bekannt war, was die Ursachen für Podokoniose sind, ist es heute sehr wichtig, dass die Menschen lernen, wie man sich davor schützen kann. Neben der
Behandlung der körperlichen Folgen der Krankheit ist auch eine soziale Integration nötig, sowie Interventionen, um die Stigmatisierung innerhalb der Familie und Dorfgemeinschaft zu reduzieren.
Die Aufklärung über die Entstehung der Erkrankung ist der erste Schritt, um der Ausgrenzung der Betroffenen entgegenzuwirken.

Krankheitsbild und Ursache
Die Ursache der Podokoniose liegt im jahrelangem barfuß Laufen auf roter Lehmerde begründet. Jener Boden enthält Silikate, die über Wunden oder kleinste Verletzungen in die Haut eindringen können. Dadurch werden Entzündungen und Verstopfungen des Lymphsystems der Beine hervorgerufen. Dies führt zu Schwellungen und Entzündungen der Beine und Füße, die bei Nicht-Behandlung sehr massiv werden und das Laufen und damit auch Arbeiten unmöglich machen können.
Meist tritt die Krankheit unabhängig vom Geschlecht im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt auf.
Nicht jeder, der barfuß geht, entwickelt auch Podokoniose. Auch ein genetischer Faktor spielt eine Rolle.

Verbreitung
Podokoniose tritt im Hochland des tropischen Afrikas, Zentralamerikas und Nordwest Indiens auf. Weltweit geht man von 4 Million Betroffenen aus. Da die Krankheit weitgehend unbekannt ist und es nur wenige wissenschaftliche Studien gibt, ist von einer noch größeren Ausbreitung auszugehen.
Äthiopien ist eines der am schlimmsten von Podokoniose betroffenen Länder. (Warum? Äthiopien hat silikatreiche Böden, die Hochlandlage begünstigt durch die Temeperaturschwankungen und den Regenfall (mindestens 1,000 mm/Jahr) den Zerfall der Silikate. Äthiopien hat einen geringen Verstädterungsgrad, d.h. viele Menschen (80%) leben auf dem Lande. Und Armut spielt eine Rolle– viele Menschen können sich keine guten Schuhe leisten) Insgesamt schätzt man die Zahl der Betroffenen auf 1 Million Äthiopier, die größtenteils der armen Landbevölkerung angehören.
Betroffene Bevölkerungsgruppen

Meist ist die ärmliche Landbevölkerung betroffen, vornehmlich Bauern und Bauerinnen. Schuhe sind für die meisten dieser Menschen ein nicht-finanzierbarer Luxus. Auch sind robuste und widerstandsfähige, sowie komplettgeschlossene Schuhe z.B. in den ländlichen Regionen Äthiopiens eine Marktlücke.

Prävention und Behandlung

In den meisten Fällen ist Podokoniose auf eine sehr einfache, nicht kostenintensive Art und mit effektvollen Resultaten behandelbar.

Prävention
Verhinderung oder Verminderung des Kontaktes mit der silikathaltigen Erde, die
Podokoniose hervorruft
- durch das Tragen von Schuhen (in der Regenzeit Stiefel)
- durch das Abdecken der Boden in den traditionellen Hutten
Das Tragen von Schuhen während der Kindheit ist besonders wichtig, da die Haut in diesem
Alter sehr weich ist. Aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs der ehemals von Podokoniose betroffenen Länder, konnte Dank des Straßenbelags und der Tatsache, dass die Bevölkerung Zugang zu Schuhen hat, die Krankheit ausgerottet werden. Daher kann man davon ausgehen, dass Schuhe die effektivste Präventionsmaßnahme sind. Hätten die Menschen der betroffenen Regionen alle Zugang zu guten Schuhen, konnte Podokoniose in bereits 20 Jahren der Vergangenheit angehören.


Behandlung

- Schulung und Aufklärung der Betroffenen
- tägliches Waschen der Füße und Beine mit Seife, Wasser, Antiseptika
- regelmäßige Pflege der Haut durch einfache Cremes
- elastische Verbande bei bestimmten Patienten (mit sehr dick geschwollenen Beinen)
-  Hochlagerung der Beine
- Tragen von Socken und Schuhen
Wird die Krankheit früh genug behandelt, können Füße und Beine wieder eine normale Größe annehmen. Patienten im fortgeschrittenen Stadium zeigen zwar auch größe Verbesserungen, wenn sie den obengenannten Punkten folgen, doch kann es schwierig sein, die Schwellung komplett ruckgängig zu machen. In diesen Fällen ist das Ziel, die Krankheit unter Kontrolle zu bringen, so dass sie normale Schuhe tragen, sich ihren Lebensunterhalt verdienen und in ihrer Gemeinde reintegriert werden konnen.



Folgen der Krankheit
Ökonomische Folgen
Podokoniose hat einen großen negativen Einfluss auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte des Lebens der Betroffenen. Häufig ist es den Betroffenen unmöglich zu laufen, oder übliche Arbeiten und Aufgaben in der Familie zu verrichten. Da beispielsweise Arbeitgeber Angst vor Ansteckung haben, verlieren zusätzlich viele Betroffene ihren Arbeitsplatz und verarmen.

Stigmatisierung
Die Betroffenen leben häufig als Ausgestoßene. Gründe sind der Geruch der entzündeten Haut, aber auch mangelnde Aufklärung über die Ursache der Krankheit. Durch die Podokoniose stigmatisiert, werden die Betroffenen diskriminiert, vor allem aus Angst vor Ansteckung. Manche führen die Erkrankung auf ‚Hexerei‘ oder einen Fluch zurück, andere glauben, man stecke sich an, indem man die gleichen Waschgefäße benutzt. Solche Unkenntnis fuhrt nicht selten dazu, dass die Kranken wie ‚Aussätzige‘ behandelt werden: Betroffene werden aus der Kirche/ der Moschee und Gemeindetreffen ausgeschlossen; Kinder und Jugendliche dürfen nicht mehr in die Schule gehen; es wird ihnen unmöglich eine Ausbildung zu erhalten; niemand will in die betroffenen Familien einheiraten.
Podokoniose ist häufig eine „versteckte Krankheit“, da Familien die Betroffenen verborgen halten, um der Beschämung in der Gemeinde zu entgehen.
Da sie auch vom Gesundheitswesen der Regierung Zurückweisung erfahren, sind sie in ihrem
Dilemma gefangen, ohne Aussicht auf einen Ausweg.

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